Gesunde Zähne von Anfang an – Tipps, Beratung
Frühe Hilfen und Zahnärzte kooperieren „Gemeinsam gegen Karies“
Ein strahlendes Lächeln mit gesunden Zähnen wünschen sich wohl alle Eltern für ihre Kinder. Aber frühkindliche Karies ist inzwischen eine der häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern im Vorschulalter. Damit die auch als Nuckelflaschenkaries bekannte Krankheit keine Chance hat, haben sich die Frühen Hilfen in Lemgo und der Arbeitskreis „Frühkindliche Karies“ mit weiteren Akteuren zusammengetan und geben werdenden und jungen Eltern Tipps, wie sie die Zähne ihrer Kinder gesund halten.
Den Flyer „Gemeinsam gegen Karies“ hat Sonja Hommers bei jedem Besuch dabei. Die Sozialpädagogin ist häufig für die Libelle-Willkommensbesuche der Stadt unterwegs und trifft die Eltern von Neugeborenen, beantwortet Fragen und hilft bei Nöten. Seit letztem Herbst hat sie in der mit Informationen prall gefüllten Tasche für die Eltern auch den Flyer zur Zahngesundheit dabei. „Der Kontakt zu den Zahnärztinnen und -ärzten ist vor einigen Monaten bei einer Netzwerkveranstaltung entstanden und wir haben schnell gemerkt, dass wir gut zusammenarbeiten können“, so Sonja Hommers.
Eine Zahnärztin des Netzwerks ist Dr. Eva Philippi. Die Zahnärztin ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ), hat ein Curriculum zur Kinderzahnheilkunde absolviert und sieht in der Detmolder Zahnarztpraxis Fromm jeden Tag kleine Patientinnen und Patienten. Dass der erste Zahnarztbesuch schon in einem Alter von sechs Monaten erfolgen sollte, wissen nicht alle Eltern. Spätestens dann, wenn die ersten Zähne kommen, lohnt es sich, einen Termin zu machen.
„Der erste Zahnarztbesuch für die Kinder ist sehr entspannt. Ich nehme mir für solch einen Termin viel Zeit, dabei gucke ich aber nur ein paar Sekunden lang in die Mundhöhle der Kinder. Der Rest der Zeit ist für das Gespräch mit den Eltern da“, erklärt Dr. Eva Philippi. „Die Eltern haben Fragen, ich habe Antworten und auch ganz praktische Tipps. Wie putzt man einem Säugling oder Kleinkind denn überhaupt die Zähne? Welche Zahnpasta sollte man nutzen? Warum sollte die Nuckelflasche nicht zur Selbstbedienung am Kinderbett stehen? Als Mutter weiß ich selbst, was für eine Herausforderung das manchmal ist, aber wir Zahnärztinnen und -ärzte können den Eltern die Kniffe zeigen, wie eine gute Mundhygiene bei Kindern gelingt.“
Anders als bei älteren Kindern haben die Fälle der frühkindlichen Karies in den vergangenen Jahren nicht abgenommen. Schwarze Stellen an den Milchzähnen und Zahnschmerzen schon bei den Kleinsten kennt auch Dr. Eva Philippi: „Familien, die erst zu mir kommen, wenn die Karies an den Milchzähnen schon entstanden ist, sind natürlich sehr bestürzt. Jeder möchte das Beste für sein Kind. Karies ist eine vollständig vermeidbare Erkrankung. Deshalb ist es so wichtig, intensiv miteinander über Mundhygiene, Ernährung und Fluoridierung zu sprechen, um die Zähne gesund zu erhalten.“
Auch Felix Rullmann kennt die Problematik und die Folgen. Er ist selbst Zahnarzt und Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Soziales des Rates der Alten Hansestadt Lemgo und hatte einen Vortrag des Arbeitskreises der fünf Zahnärztinnen und -ärzte in einer Ausschusssitzung organisiert. „Jedes Kind ohne Karies ist ein Geschenk, kein Kind sollte Schmerzen haben. Die ersten Erfahrungen beim Zahnarzt sollten positiv sein, denn diese Erfahrungen prägen die Kinder für den Rest ihres Lebens“, weiß Rullmann. Damit es gar nicht so weit kommt, freut sich Dr. Eva Philippi, wenn die Eltern schon während der Schwangerschaft zu ihr kommen: „Nach der Geburt ist so viel zu tun, da ist es für die Eltern sehr hilfreich, wenn sie schon Bescheid wissen, wie sie es von vorneherein richtig machen.“
Neben den Frühen Hilfen und dem Arbeitskreis „Frühkindliche Karies“ von Dr. Eva Philippi, ZÄ Katja Fricke, ZÄ Katharina Hübner, Dr. Werner Marx und Dr. Ilse Weinfurtner gehören zu dem Netzwerk „Gemeinsam gegen Karies“ auch der Kreis Lippe, Kinderärzte, Gynäkologen und Hebammen. Die Netzwerkmitglieder wünschen sich weitere Mitstreiter aus allen beteiligten Berufsgruppen, die Eltern für das Thema sensibilisieren. Sonja Hommers: „Wir haben ein gemeinsames Ziel, nämlich das Beste für Kinder und ihre Familien in Lemgo. So weise ich die Eltern auf die Zahnärztinnen und Zahnärzte hin, die wiederum bei einem Zahnarztbesuch auf die Angebote der Frühen Hilfen aufmerksam machen. Zusammen können wir den Familien am besten helfen.“
Die Frühen Hilfen mit dem Begrüßungsdienst Libelle und den Willkommensbesuchen für Eltern mit Neugeborenen gibt es in der Alten Hansestadt Lemgo schon seit 2008. 2012 trat das Bundeskinderschutzgesetz in Kraft, seitdem ist der der Begriff Frühe Hilfen auch im Gesetz festgeschrieben. Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen bieten Eltern eine Gesprächsmöglichkeit und informieren sie über Angebote zur Förderung von Babys und Kleinkindern. Sie geben Auskunft u.a. zu Fragen in der Erziehung, zum Elternsein und über Betreuungsangebote für Kinder in Lemgo. Die Eltern haben auch die Möglichkeit, über Erfahrungen in den ersten Lebenswochen zu sprechen oder spezielle Fragen zu stellen.
Foto: (von links) Sonja Hommers von den Frühen Hilfen, Zahnärztin Dr. Eva Philippi und Zahnarzt Felix Rullmann kooperieren und zeigen den Flyer zum Thema „Gemeinsam gegen Karies“